Zum 95. Jahrestag des Frauenwahlrechts erinnert die Frauenkommission der Jusos Bayern an den ersten Schritt hin zur gesellschaftlichen Gleichstellung sowie an den langen und mühsamen Weg zur Wahlurne. Seit der Einführung des Frauenwahlrechts hat sich bei der Gleichstellung von Frauen selbstverständlich viel bewegt. „Doch das ist längst noch nicht genug“, sagt Isabella Fiorentino, die Leiterin der Juso-Bayern-Frauenkommission.
Sie verweist beispielsweise auf die nach wie vor niedrige Zahl von weiblichen Abgeordneten auf Bundes- und Landesebene. Fiorentino: „Wir müssen es weiter anpacken, Tag für Tag – und insbesondere heute sollten wir uns daran erinnern, wie unmöglich unser Leben vor 95 Jahren ausgesehen hätte.“ Theresa Nöth, ebenfalls Leiterin der Frauenkommission der Jusos-Bayern, sieht das ähnlich: „Wir würden uns heute noch mehr Frauenpower wünschen. Denn auch Frauen dürfen sich was trauen!“ Gerade in der heutigen Zeit gelte es, sich an allen Vorkämpferinnen für die Rechte der Frauen ein Beispiel zu nehmen und – auch in ihrer aller Namen – den Kampf gegen noch immer in der Gesellschaft verankerte Rollenbilder und Klischees engagiert fortzusetzen, fordert Fiorentino.
Was heute Alltag ist, war für Frauen bis vor 95 Jahren noch undenkbar: Sie durften weder wählen, noch richtig Arbeiten, geschweige denn: sich selbst verwirklichen. Ihr Dasein war von einer streng patriarchalischen Gesellschaft auf die Abwicklung des Haushalts und die Erziehung der Kinder beschränkt, ihren Männern mussten sie zudem blind gehorchen. Vom Großteil des gesellschaftlichen Lebens waren Frauen in dieser Zeit genauso ausgeschlossen wie von jeder Form der politischen Partizipation.
Doch Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Frauen schon längst nicht mehr bereit, sich ihr Leben von Männern diktieren zu lassen! Bereits damals formierte sich ein breiter feministischer Widerstand gegen das Patriarchat in Deutschland, der später in einem langen und mitunter zähen Kampf elementare Rechte auch für Frauen erringen konnte. Unter den damaligen Frauenrechtlerinnen fanden sich mit Marie Juchacz und Toni Pfülf auch einige Mitglieder der SPD, deren Partei als eine der ersten Parteien überhaupt im Jahr 1919 auf Plakaten unter dem Slogan „Gleiche Rechte – gleiche Pflichten“ für eine gesellschaftliche und politische Gleichstellung von Männern und Frauen geworben hat.
Mit der Einführung des aktiven wie auch des passiven Wahlrechts für Frauen erreichten die Feministinnen am 19. Januar 1919 nach einem jahrelangen Kampf einen ersten großen Erfolg, der den Weg freimachen sollte für viele weitere wichtige Schritte hin zur gesellschaftlichen Gleichstellung. Für die weiblichen Mitbürgerinnen war die Einführung des Frauenwahlrechts ein bedeutender Schritt, der erstmals eine umfassende politische Mitbestimmung ermöglichte und zugleich die Unabhängigkeit und die Selbstbestimmtheit der Frauen stärken und langfristig manifestieren konnte. Damit legten die Feministinnen dieser Zeit einen wichtigen Grundstein, ohne den später folgende Maßnahmen zur gesellschaftlichen und politischen Gleichstellung von Männern und Frauen nicht denkbar gewesen wären.
Heute, ganze 95 Jahre später, erinnert die Frauenkommission der Jusos-Bayern an die Leistung von Frauen wie Juchacz und Pfülf, die trotz damaliger Widerstände durch ihren Kampf die Rechte der Frauen nachhaltig stärkten und somit einen bis heute bedeutsamen Beitrag zur Gleichstellung leisten konnten. Für die Jusos-Bayern-Frauenkommission sind sie – und alle anderen Kämpferinnen für das Frauenwahlrecht – bis heute wichtige Vorbilder! Ihre Ideale begleiten uns daher noch immer bei unserer täglichen Arbeit sowie bei unserem Kampf gegen eine alte Rollenverteilung und Klischees.