Zur aktuellen Sinus-Jugendstudie ein Statement von Felix Fleckenstein, Vorstand der Juso-SchülerInnen Bayern:
"Die aktuelle Sinus-Jugendstudie zeichnet einen Trend nach, der zurzeit überall sichtbar ist: Unsere Gesellschaft bricht immer weiter auseinander, die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich unaufhaltsam.
Nicht in drei oder vier, sondern in sieben Lebensmodelle trennt das Sinus-Institut die heutigen Jugendlichen. Diese Gruppen könnten unterschiedlicher nicht sein - und sie haben immer weniger Kontakt untereinander. Insbesondere die Gruppe der sogenannten "Prekären" steht mit dem Rücken zur Wand, wie Studienautor Dr. Marc Calmbach dramatisch betont. Diese Jugendlichen resignieren oft und haben aufgrund von Stigmatisierung und permanenter Entmutigung die Hoffnung auf einen sozialen Aufstieg längst verloren. Insbesondere die Jugendlichen der Mittelschicht grenzen sich systematisch von der Gruppe der Prekären ab, aus Angst vor dem eigenen finanziellen Abstieg.
Diese Zukunftsangst zeiht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Studie. Jugendliche müssen immer früher Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen. Die Schulen sieben systematisch aus und trennen die SchülerInnen nach Einkommen und Engagement der Eltern. Integration sieht anders aus. Doch insbesondere der Leistungsdruck belastet die Jugendlichen. Die unbeschwerte Kindheit und Jugend gibt es heute nicht mehr, stattdessen müssen die SchülerInnen Höchstlesitungen erbringen. Wer nicht besser ist als die anderen fällt zurück. Wer sich nicht gegen andere durchsetzen kann wird selbst Opfer. Diese Einstellung ist ein Hindernis für soziale Kontakte und ein Nährboden für Mobbing und Ausgrenzung. Das Bildungssystem muss in diesem Punkt dramatisch reformiert werden, auch in Hinblick auf die politische Bildung. Denn auch dort haben sich in weiten Teilen der Jugendlichen Resignation und die Einstellung "Ich kann doch eh nichts bewirken" breitgemacht.
Um die Situation der Jugendlichen zu verbessern sind allerdings nicht nur Bildungs- und Jugendeinrichtungen in der Pflicht. Die Einstellung der Gesellschaft muss sich ändern: heute spielt das finanzielle, materielle Einkommen der Eltern oft eine wichtigere Rolle als die Begabungen der SchülerInnen. Auch Arbeitgeber sollten sich gerade durch solche Studien dazu aufgefordert fühlen, Jugendlichen mit Startschwierigkeiten eine Chance zu geben. Denn diese Jugendlichen haben nicht deswegen schlechte Noten, weil sie faul oder dumm sind, sondern weil sie aufgrund des Ausschlusses vom Bildungs- und Arbeitsmarkt oft resigniert haben. Nur durch ein breites gesellschaftliches Engagement zur Förderung Jugendlicher kann die Lage verbessert werden."