WEIL AWARENESS UNS ALLE ETWAS ANGEHT!

07. Januar 2023

Wir Jusos Bayern sind ein feministischer Richtungsverband. Das heißt, wir arbeiten sowohl im Verband als auch in unserer Partei daran, die Strukturen so zu gestalten, dass sich alle unsere Mitglieder wohlfühlen und sie keine Angst vor Diskriminierung oder anderem übergriffgem Handeln haben müssen. Täterschützendes Verhalten, auch durch Nichtstun und Wegsehen, ist für uns deshalb inakzeptabel und kann nicht geduldet werden. Aus dieser Grundüberzeugung heraus lässt sich für uns die klare Prämisse ableiten, dass der Schutz unserer Mitglieder immer und bedingungslos an erster Stelle steht, denn wir wissen, auch in Parteien kommt es zu übergriffigem Verhalten. Es geht bei patriarchalen Strukturen immer um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das wir auch in der SPD haben. Es ist kein Randphänomen, welches wir uns ausdenken. Es ist vielmehr ein ernst zu nehmendes Problem, das den Alltag von vielen Personen bestimmt. Das zeigt auch die Studie des Instituts Allensbach für die Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF Berlin) für die mehr als 500 Politikerinnen befragt wurden. 40 Prozent der Politikerinnen und sogar 60 Prozent der Frauen unter 45 Jahren gaben an, im Rahmen ihrer politischen Tätigkeit durch sexistische Sprüche oder unangemessene Berührungen sexuell belästigt worden zu sein. Die Autor*innen der Studie kamen zu dem Schluss: „Sexuelle Belästigung ist in der Politik, wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen auch, ein verbreitetes Phänomen“.

Deshalb ist es für uns als Jusos Bayern entscheidend, ein Umfeld für alle Personen zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen. Wir wollen Strukturen etablieren, die übergriffiges Verhalten unterbinden und nicht bagatellisieren. Dazu gehört zum einen, dass Betroffene sagen können, wenn sie sich unwohl fühlen und zum anderen, dass solche Fälle von Unwohlsein in einer patriarchalen Gesellschaft ernst genommen werden.

Um diesen Anspruch umzusetzen, gibt es bei uns Jusos aktive Awarenessarbeit. Awareness ist das englische Wort für Aufmerksamkeit. Es beschreibt einen Zustand, in dem wir aufmerksam für eine sichere Atmosphäre für alle sorgen. Diese sichere Atmosphäre für alle, die sich bei den Jusos Bayern engagieren, ist uns wichtig. Wir schaffen deshalb sowohl Bewusstsein für gesellschaftliche Mechanismen, die sich in unserer Partei wiederfinden, als auch für Machtstrukturen, welche patriarchale Muster verstärken. Genoss:innen, die Unterdrückung, Übergriffigkeiten oder Benachteiligungen erfahren, sollen bei uns nicht um ihre Rechte kämpfen müssen, sondern werden von uns aktiv unterstützt.

Wenn Betroffene bei uns Fälle melden, nehmen wir diese ernst. Das heißt für uns, ein Team von Awarenessbeauftragen steht als Ansprechpersonen zur Verfügung und nimmt sich den Betroffenen an. Wir hören Betroffenen zu und behandeln sie als Expert*innen für ihre eigenen Erfahrungen. Erlangen unsere gewählten Gremien über die Awareness-Strukturen Kenntnis von Fällen, bewerten wir diese und setzen uns mit möglichen Konsequenzen auseinander. Dies kann von der Neustrukturierung von Veranstaltungen über aufklärende Gespräche bis hin zur Nichteinladung von Personen gehen.

Teil von patriarchalen Strukturen ist auch sexistisches Verhalten. Dabei verstehen wir Sexismus als eine Art des Übergriffs, der nicht nur körperlicher Natur sein kann. Auch verbale Übergriffe sind Teil von sexistischen Mustern. Dies fängt bei anzüglichen Kommentaren an und geht bis zu Aufforderungen, welche sich durch Machtstrukturen verstärken. Wichtig ist dabei immer der Kontext und die persönlichen Grenzen der Betroffenen. Gerade im politischen Kontext ist es wichtig zu erkennen, dass die Reduzierung auf das Äußere oder eine “Verniedlichung” und Relativierung von Erfolgen von Genossinnen: weiter zu einer strukturelle Diskriminierung von FLINTA:-Person führt. Wir wollen eben jene Strukturen aufbrechen. Neben der strukturellen Aufgabe von Awareness haben wir selbst den Anspruch, uns gegenseitig zu helfen, wenn gesellschaftliche Unterdrückungsmechanismen sich in unser Verhalten einschleichen. Ziel ist es, einen zugänglichen Ort für alle zu schaffen. Darüber hinaus wollen wir auch Awarnessstrukturen in der gesamten Partei aufbauen. Wir setzten uns auf allen Ebenen dafür ein, eine sichere Atmosphäre nicht nur für Jusos, sondern für alle Genoss:innen zu schaffen.

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