„Das wurde schon immer so gemacht“ - oder „Warum Kommunalpolitik jungsozialistische Impulse braucht“

Magdalena Wagner, Gemeinderätin in Egmating

  • Zu Beginn erstmal: Wer bist du? Wo kommst du her? Welches kommunales Amt bekleidest Du und wie lief eigentlich Dein erster Kontakt mit den Jusos ab?

Ich heiße Magdalena Wagner, bin 28 Jahre alt und seit 2014 Gemeinderätin in Egmating. Die Kommune liegt in Oberbayern, etwa 25 Kilometer von München entfernt. Mit etwa 2400 Einwohner*innen sind wir eine relativ kleine Kommune im Münchner Speckgürtel. Meinen ersten Wahlkampf habe ich 1996 erlebt: Mein Vater kandidiert bei uns vor Ort als Bürgermeister, wie auch 2008 und in diesem Jahr erneut. In die SPD bin ich 2010 eingetreten, wobei ich in den ersten Jahren wenig bei den Jusos aktiv war und meine Energie vor allem in den Aufbau der Münchener Gruppe von Viva con Agua de Sankt Pauli gesteckt habe. 2014 habe ich dann den Unterbezirk Ebersberg wiedergegründet.

  • Wie kamst Du denn in die Kommunalpolitik?

Kommunalpolitik war bei uns zu Hause immer schon Thema, nachdem mein Vater aktiver Kommunalpolitiker war und ist. Als Jugendliche war ich im örtlichen Jugendtreff aktiv und habe diesen auch einige Jahre geleitet. In vielen Bereichen musste ich dabei feststellen, dass unsere damaligen Entscheidungen massiv von den Entscheidungen des Gemeinderates abhängig sind – alleine was die Öffnungszeiten des Treffs betrifft. Dies ermunterte mich zu meiner Kandidatur 2014.

  • Man munkelt es gehe in kommunalen Gremien nicht nur um Parkbänke oder Baugenehmigungen. Was ist Dein Aufgabengebiet und was macht Dir am meisten Spaß?

Das halte ich für ein Gerücht. ;) Tatsächlich sind Baugenehmigungen ein großer Teil unserer Arbeit in Egmating. Dies liegt aber auch daran, dass die Fraktion des Bürgermeisters wenig eigene Ideen einbringt und Ideen anderer blockiert. Wie Egmating sich weiterentwickelt, hängt bei uns leider vor allem von den Großgrundbesitzer*innen ab. Trotzdem bin ich gerne Gemeinderätin. Ich bin überzeugt, dass meine wiederkehrenden „sozialistischen Forderungen“ (Zitat eines Gemeinderatskollegen) nach Mitbestimmungsmöglichkeiten der Bürger*innen, sozialem Wohnungsbau und eine Beteiligung der Gemeinde an den Zugewinnen von Umwidmungen von Ackerfläche in Bauland, zumindest langsam in die Köpfe der Kolleg*innen und Bürger*innen eindringen und sie zum Nachdenken anregen.

  • Was würde Dich richtig Stolz machen, es in Deiner Zeit als Kommunalpolitiker*in durchsetzen zu können? Oder hast Du das vielleicht schon erreicht?

Der größte Erfolg in der letzten Legislatur war der Beitritt der Gemeinde zum Eberwerk. Das kommunale Energieunternehmen hat zum Ziel, den Landkreis mit 100% Ökostrom zu versorgen. Teilhaber*innen sind 19 Kommunen des Landkreises. Auch wenn der Bürgermeister große Vorbehalte gegen den Beitritt hatte, konnten wir Teile der CSU-Fraktion vom Beitritt überzeugen. Das ist natürlich noch weit weg von dem, was ich eigentlich erreichen möchte: Chancen für alle in Egmating und nicht nur für Menschen mit viel Geld. Dazu gehört zum Beispiel die Sicherstellung der Versorgung vor Ort (in Egmating gibt es zum Beispiel keinen Laden) und günstiger Wohnraum für alle und nicht nur Baugrund für Gutverdiener*innen.

  • Warum ist es wichtig, dass gerade Jusos für kommunale Ämter kandidieren?

Vor allem in kleinen Kommunen läuft das Meiste nach dem Motto „Des hamma scho oiwei so gmacht“. Das ist ein Zustand, den wir als junge Menschen und vor allem als Jusos nicht akzeptieren können. Veränderungen können wir am besten vorantreiben, wenn wir selbst Verantwortung übernehmen – und dafür müssen wir kandidieren.

  • Zu guter Letzt: Dein Pro-Tipp für alle zukünftigen Kommunalpolitiker*innen?

Bleibt bei euren Überzeugungen und lasst euch nicht kleinreden. Nur weil andere unsere Ideen blöd finden, sind es trotzdem die richtigen. :)