Inflation

Was Inflation

Inflation ist grundsätzlich der Preisanstieg von Waren und Dienstleistungen in einem Zeitraum. In der Eurozone wird diese meist über einen Warenkorb ermittelt, der repräsentativ für Waren stehen soll, welche Konsument*innen verbrauchen. Gemessen wird dabei ganz einfach, wie sich der Preis ein und des selben Produkts verändert.

Man kann es sich vorstellen, wie das allgemein beobachtete Verhalten von Autofahrer*innen, beim Vorbeifahren an einer Tankstelle den aktuellen Spritpreis mit einem wahrgenommenen Normalpreis zu vergleichen und dann zu seufzen, dass alles immer teurer wird.

Wozu Inflation

Etwas merkwürdig mag dagegen erscheinen, dass Inflation durchaus ein gewünschtes Phänomen ist. Für eine Volkswirtschaft ist es nämlich sehr schlecht, wenn große Mengen Geld unter der Matratze gebunkert werden. Man kann es sich so vorstellen: In einer Tauschwirtschaft würden Bäckerinnen und Schreinerinnen, Brot und Tische direkt gegeneinander tauschen.
Das Problem ist, dass Brot wesentlich schneller verbraucht wird, als ein Tisch. Damit sich Schreinerinnen und Bäckerinnen also nicht darauf einigen müssen, wie viel Brote ein Tisch wert ist und außerdem im Zweifel auch noch einen Strauß Blumen im Laden kaufen können, ohne sich zu streiten, wie diese Ware jetzt wiederum im direkten Tauschverhältnis steht, gibt es das Geld als Mediator.

Gleichzeitig verliert ein Tisch aber wesentlich weniger schnell an Wert als Brot. Geld löst das Problem: Neben dem Tausch von Waren und Dienstleistungen kann Geld auch zur Wertaufbewahrung verwendet werden. Hierdurch entsteht allerdings ein ganz neues Problem. Gesellschaftliche Produktion ist meist etwas sehr Dynamisches. Da vieles, was produziert wird, sehr schnell an Wert verliert, müsste Geld auch einigermaßen schnell ausgegeben werden. Nur weil man Brot gegen Geld eintauschen kann, heißt das nicht, dass der Wert des Brotes auch auf einmal zu einem beständigen Wert wird.

Hier hat Inflation seine positiven gesamtwirtschaftlichen Effekte. Dadurch, dass Geld an Wert verliert, ist man gezwungen es auszugeben. Ohne Inflation bestünden Anreize, sehr viel Geld unter der Matratze zu verstecken, es einfach nur zu verwaren. Die Wirtschaft funktioniert aber als Kreislauf. Sobald zu wenig Geld ausgegeben wird, wird weniger produziert, wodurch weniger verdient wird und der Gesellschaft als ganzes Geld verloren geht. Wenn alle Menschen das Geld ausgeben aufschieben und Geld somit immer mehr wert wird, nennt man dies Deflation.

Wir sehen also, weil Brot trocken wird, braucht es Inflation. Der Rubel muss rollen. The Spice must flow.

Uff Inflation

Inflation hat natürlich auch Schattenseiten. Im Endeffekt wird halt alles teurer. Im Normalfall sollte dies gesamtgesellschaftlich berücksichtigt werden. Tarifverträge sind an Inflationserwartungen angepasst. Staatliche Transferleistungen, etwa Arbeitslosengeld sollte dies im Idealfall auch sein. Anhand der von mir gewählten Formulierungen tun sich die Probleme natürlich schnell auf.

Da ist diese „Inflationserwartung“. In der Ökonomie gibt man gern die Faustregel raus, zwischen 2% und 4% ist alles gut. Eben wegen den oben beschriebenen Effekten. Diese Werte wurden in den vergangenen Jahren teils deutlich unterschritten. Mit einer Inflation von nur 0,5% im Jahr 2020 waren wir schon gefährlich nah an einer Deflation dran.

Dieser niedrige Wert lässt sich recht gut erschließen, wenn man bedenkt, dass in den Preisen der zur Inflationsberechnung herangezogenen Waren natürlich die Mehrwertsteuer berücksichtigt wird. Für die Hälfte des Jahres sank diese von 19% auf 16% und der ermäßigte Satz von 7% auf 5%. Wir merken uns: Dinge werden billiger, wenn man weniger Steuern darauf zahlt. Insofern ist auch ein großer Teil der höheren Inflation dieses Jahres einfach zu erklären. Wir zahlen wieder mehr Steuern. Auf die letzten 10 Jahre gerechnet liegen wir aber immer noch weit unter der eigentlich erwarteten Inflation. Es profitieren Menschen in Jobs mit Tarifverträgen.

Nichtsdestotrotz stellt ein plötzlicher Anstieg der Verbraucherpreise für viele einen Einschnitt dar. Man kann sich eben auf einmal weniger leisten als noch kurz zuvor. Gerade Menschen in Jobs, welche keinen Inflationsausgleich beim Gehalt vorgesehen haben und solche, die von staatlichen Leistungen leben trifft es hart. Die haben die vergangenen Jahre nicht von der niedrigen Inflation profitiert, da die Politik keine Notwendigkeit sah die Sätze groß zu erhöhen und werden jetzt plötzlich mit viel höheren Preisen konfrontiert. Diesen Menschen gilt es zu helfen.

Wohin Inflation

Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich die Inflation dieses Jahr nicht wieder normalisiert. Wie gesagt, ist ein großer Teil auf den Mehrwertsteueranstieg zurückzuführen. Ein zweiter Punkt sind jedoch die Energiekosten. Für mich als Ökonomin sind hiermit die meisten Unwägbarkeiten verknüpft, da es sich weniger um ein wirtschaftliches und mehr um ein geopolitisches Thema handelt.
Wie es in der europäischen Russlandpolitik weitergeht wird einen Einfluss auf den Gaspreis und damit auf die Inflation haben.

Wie auch immer das ausgeht, ist es jetzt aber unwahrscheinlich wichtig, Menschen zu helfen, die von Inflation bedroht werden. Staatliche Transferleistungen müssen sofort aufgestockt werden und auch solche welche soziale Härten erleben, weil Sie etwa in einem Niedriglohnjob arbeiten, in welchem, oft aufgrund mangelnder gewerkschaftlicher Bindung, keine Gehaltserhöhung aussteht, müssen durch staatliche Hilfe aufgefangen werden.