Jusos Bayern beschließen Konzept zur Förderung von migrantisierten Menschen

15. Oktober 2025

Wir haben als Jusos Bayern auf der Landeskonferenz am 12.10.2025 nach langer und intensiver Arbeit einen Antrag beschlossen, der in den kommenden Monaten durch den Landesvorstand umgesetzt werden soll. Kernziel war die Beantwortung der Frage: Wie kriegen wir mehr Menschen mit eigener oder familiärer Migrationsgeschichte angesprochen und gewinnen sie für uns?

Im Folgenden möchten wir euch einige der kommenden Prüfungen, Aufträge und Neuerungen für die folgenden Monate darlegen. Wenn ihr selbständig reinschauen wollt, könnt ihr das hier: Konzept zur Förderung von migrantisierten Menschen (PDF, 89 kB)

Präsenz und Unterstützung

Der Wahlkampf der SPD ist vielerorts geprägt von Zurückhaltung, wenn es darum geht, Kraft, Geld und Zeit in Stadtteile mit höherer Armuts- oder Migrationsquote zu investieren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Doch das Ergebnis bleibt gleich: Menschen mit eigener oder familiärer Migrationsgeschichte werden von den klassischen Parteien oft nicht erreicht. Das müssen wir ändern!

  • Als Jusos müssen wir stärker Einfluss auf die SPD nehmen und dafür sorgen, dass Wahlkämpfe besser an die Realität vor Ort angepasst werden. Wir können den ersten Schritt machen – mit gezielten Aktionen in Hochhaussiedlungen und Randbezirken, also dort, wo Stadtteile oft pauschal als „Brennpunkte“ abgewertet werden.

  • Wir Jusos Bayern unterstützen euch dabei konkret und direkt: Mit einem festen Ansprechpartner im Landesvorstand (aktuell Tolga Dalkilic), Unterstützung bei der Themenfindung, Gestaltung von Materialien und (wenn nötig) mit Präsenz vor Ort.

Repräsentation und Mitbestimmung

In Bayern haben rund 26 % der Menschen eine Migrationsgeschichte und noch mehr werden im Alltag migrantisiert. Obwohl viele von ihnen seit Generationen hier leben, erfahren sie Diskriminierung, etwa durch äußere Merkmale wie Hautfarbe oder durch ihre familiäre Herkunft.

Diese Realität bildet unser Verband bislang nicht ausreichend ab. Vor allem nicht dort, wo Verantwortung getragen wird. Das wollen wir ändern.

  • Wir werden migrantisierte Menschen nicht nur stärker ansprechen, sondern ihnen auch konkrete Beteiligungsmöglichkeiten eröffnen. Künftig sollen sie bei Personal- und Auswahlprozessen für Delegationen und Vorstandsämter auf oder für die Landesebene die Möglichkeit haben, sich selbst als Migra oder BIPoC zu benennen. So können wir gezielt migrantisierte Genoss*innen in Verantwortung bringen, oder bei zu geringer Beteiligung gezielter ansprechen und ermutigen.

  • Wir werden außerdem unsere Personalprozesse transparenter gestalten. Das heißt: offene, verständliche Kommunikation statt unausgesprochene Erwartungen, und ein engerer Austausch mit den unteren Ebenen des Verbands zur Ansprache und Aufbau von Migra-Personen.

Unser Ziel, mehr migrantisierten Menschen Verantwortung zuzutrauen und zu geben, ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit – es ist auch eine politische Notwendigkeit. In den kommenden Generationen wird der Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte auf teils über 40 % steigen. Diese Perspektiven brauchen wir nicht später, sondern jetzt.

  • Deshalb werden wir uns bis zur Landeskonferenz im Frühjahr aktiv mit der Einführung von Selbstverpflichtungen oder Quoten auseinandersetzen. Im Austausch mit unserer Migra-Vernetzung, externen Akteur*innen, anderen Arbeitsgemeinschaften und Organisationen prüfen wir, wie eine solche Regelung auf Landesebene konkret aussehen kann.

Vernetzung und Bestärkung

Um unserem Ziel näherzukommen, werden wir die bestehende Migra-Vernetzung weiter stärken. Denn für uns ist klar: Migrantisierte Genoss*innen brauchen eigene Räume für Austausch, gegenseitige Bestärkung und politische Organisierung. Aus solchen Räumen heraus entstehen wichtige Impulse – so wie diese Forderungen und Aufträge.

-Wir prüfen, inwieweit wir auf unseren Veranstaltungen gezielt Vernetzungsräume für Migra-Personen schaffen können. Und parallel dazu Lern- und Reflexionsräume für alle anderen Mitglieder.

  • Zudem wollen wir unsere inhaltlichen Schwerpunkte nutzen, um den Austausch mit migrantischen Organisationen zu intensivieren. Dabei geht es nicht nur um Zusammenarbeit, sondern auch darum, Wissen mitzunehmen, Diskussionen zu eröffnen und unseren migrantisierten Genoss*innen zusätzliche Anlaufstellen aufzuzeigen.

  • Innerhalb bestehender Formate wie unserer Konferenz für migrantische Teilhabe werden wir künftig verstärkt Angebote zu Rhetorik, Identität und Selbstwert schaffen. Damit wollen wir Migra-Personen bei uns gezielt in ihrem politischen Handeln stärken und konkrete Werkzeuge mitgeben.

  • Diese Bestärkung muss auf gegenseitigem Respekt aufbauen. Daher wollen wir als Verband für die bestehenden Ungerechtigkeiten sensibilisieren und alle Mitglieder für Rassismus und Diskriminierung im Alltag sowie im politischen Raum aufmerksam und sprechfähig machen.

Diese Vorhaben werden wir gemeinsam mit euch auf den kommenden Veranstaltungen ausgestalten.

Antirassismus und Sprache

Es ist nicht nur ein Gefühl, sondern Realität: Deutschland erlebt einen spürbaren Rechtsruck. Das zeigt sich einerseits in den steigenden Zahlen rassistisch motivierter und rechter Gewalttaten, und andererseits in menschenfeindlichen politischen Beschlüssen in der Migrations-, Asyl- und Gesellschaftspolitik. Wir als Jusos Bayern werden weiterhin dagegen kämpfen!

Denn wir können die zentralen Fragen nach Verteilung, Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit am besten beantworten. Fragen, die eng mit Diskriminierung verknüpft sind. Immer wieder wird versucht, Migrant*innen gegen Deutsche auszuspielen: im Sozialsystem, auf dem Wohnungsmarkt, bei der Rente. Das ist nicht nur ungerecht - es ist politischer Irrsinn und gesellschaftlich gefährlich.

  • Deshalb werden wir Rassismus und Diskriminierung innerhalb unseres Verbands noch klarer benennen. Wir schaffen Räume zur Reflexion des eigenen Verhaltens – und machen unsere Mitglieder gleichzeitig fitter für politische Auseinandersetzungen. Rassismus darf niemals unbeantwortet bleiben.

  • Unabhängig von parteiinternen und gesellschaftlichen Entwicklungen werden wir laut und klar öffentlich Position beziehen und einen solidarischen Gegenentwurf schaffen.

  • In Bayern richten wir den Fokus verstärkt auf die Lebensrealität migrantisierter Menschen. Wir thematisieren Diskriminierung auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt, strukturelle Benachteiligung im Bildungssystem und gesellschaftliche Ausgrenzung und zeigen die Verbindung zur kapitalistischen Ungleichheit auf.

Am Ende hilft es uns allen

All diese Maßnahmen (und einige weitere im Originalantrag) nützen am Ende nicht nur migrantisierten Genoss*innen, sondern allen Menschen in unserem Verband und denjenigen, die wir erreichen wollen. Mehr Transparenz, Lern- und Reflexionsangebote sowie bessere Repräsentation unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen machen uns als Jusos stärker, offener und zukunftsfähiger.

In den kommenden Monaten werden wir zudem prüfen, wie wir…

  • unsere Veranstaltungen inklusiver gestalten können. Zum Beispiel durch offenere Abendformate, der Sensibilisierung gegenüber Alkoholkonsum und Freiheiten von Konsumzwang,

  • An- und Abfahrtskosten im Voraus senken und die Abrechnung beschleunigen können,

  • gemeinsam mit dem Ring Politischer Jugend (RPJ) und der BayernSPD eine verlässliche Kinderbetreuung auf unseren Veranstaltungen, insbesondere bei Landeskonferenzen, organisieren können, und…

  • weiterhin Veranstaltungen ohne Teilnahmegebühren garantieren können.

Ihr habt Fragen zu unserem Konzept und den Zielen? Dann meldet euch gerne bei unserer inhaltlich zuständigen Person im Landesvorstand: Tolga Dalkilic (tolga.dalkilic@jusos-bayern.de)

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